Im Spätsommer 2019 fuhren wir mit einem gemieteten Wohnmobil 3 Wochen durch Italien. Oder besser gesagt, einmal drum herum. Denn Anlass für die Reise war, dass Heinz einen ehemaligen Arbeiskollegen besuchen wollte. Der ist Italiener und wohnt nun seit 10 Jahren in Brancaleone, ganz unten in der Stiefelspitze. Tja, da haben wir eine ganz schöne Strecke vor uns, glaube ich ...

Montag, den 16.09.2019

Heute geht's los! Heinz und Christoph holen morgens das Wohnmobil von der Mietstation ab, dann geht's ans Einpacken. Von außen sieht das Gefährt wirklich riesig aus. Aber innen ist dann irgendwie gar nicht so viel Platz. Was daran liegt, dass sich im hinteren Bereich zwei Längsbetten befinden, die nehmen natürlich mehr Platz weg als Querbetten. Aber egal. In Italien ist das Wetter ja sicher schön, da werden wir uns eh die meiste Zeit fraußen aufhalten.

Unsere Abfahrt verzögert sich allerdings noch ein wenig. Denn meine Reisetasche ist noch nicht im Wohnmobil, da fällt mir auf, dass irgendwie alles so nass ist ... und klebrig. Meine Shampoo-Flasche ist ausgelaufen, was eine Sauerei. Dann fällt mir dummerweise auch noch auf, dass ich einen Schlüssel von der Arbeit in Leverkusen mit nach Hause genommen habe. Das ist mir noch nie passiert, ausgerechnet jetzt ... Also müssen wir unterwegs noch kurz am Chempark halten, damit ich ihn abgeben kann. Aber dann ist es geschafft und wir brechen endlich auf gen Süden.

Am frühen Abend kommen wir an einem top modernen Campingplatz am Breitenauer See an, in der Nähe von Heilbronn. Dort treffen wir Wilfried und Ulrike, Bekannte von uns. Sie machen dort 2 Wochen Urlaub. Wir gehen im Ort zusammen essen und sitzen abends noch zusammen vor ihrem Wohnwagen. Gegen halb elf, es ist bereits stockdunkel, wird langsam kalt und fängt an zu regnen, machen wir uns auf zu unserem Wohnmobil. Und stellen fest, dass wir uns ausgesperrt haben. Keiner von uns hat den Schlüssel mitgenommen und die Tür ist von innen verriegelt. Das darf doch jetzt nicht wahr sein, die Katastrophe gleich am ersten Abend ...! Glücklicherweise ist eine der Ladeluken nicht abgeschlossen. Und Christoph so schlank. Er klettert kurzerhand hinein, stößt die zweite kleine Luke auf, die in den Innenraum führt und zwängt sich hindurch, um gleich darauf die Tür von innen zu öffnen ... Puh, gerade nochmal gutgegangen. Was ein Auftakt ...

Dienstag, den 17.09.2019

Heute morgen unternehmen wir einen kurzen Spaziergang zum See und setzen unsere Reise gegen 10:30 Uhr fort. Nach einer Weile, wir befinden uns bereits seit 36 Kilometern auf der Autobahn, blinkt uns ein Lkw an. Was will er denn ...? Okay. Uns begreiflich machen, dass wir die Türe zum Wohnraum schließen sollten ... Oh man. Wie bitte sollen wir 3 Wochen überleben, wenn wir schon nach 24 Stunden so versagen?? Die Tür war übrigens nicht sperrangelweit offen, das nicht. Aber schon so, dass es wohl auffiel.

Da wir mehr oder weniger dran vorbei fahren, legen wir einen Stopp am Starnberger See ein. Und landen direkt in der Nobelgegend: Eine Villa reiht sich an die nächste. Wer hier wohl wohnt ...?

Vom See sehen wir nur wenig, weil hier im Viertel ein großer Teil des Uferbereichs in Privatbesitz ist. Aber als wir dann ans Wasser kommen, bin ich erstaunt, wie herrlich klar es ist.

Am frühen Abend erreichen wir unser Tagesziel: Mittenwald, an der Grenze zu Österreich. Auf dem Campingplatz waren Mama und Heinz schon vor über 30 Jahren mit dem Zelt. Der Platz ist wunderschön. Er liegt direkt an der Isar und hat keine abgegrenzten Parzellen, sondern die Stellplätze liegen recht frei verstreut zwischen den Bäumen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, unternehmen wir noch einen kurzen Spaziergang zur Aschauer Alm. Wahnsinn, man braucht nur einmal die Straße zu überqueren und ist mitten in den Bergen. Was für eine tolle Landschaft!

Abends essen wir noch auf der Holzterrasse am Campingplatz und verbringen den restlichen Abend im Wohnmobil, da es hier nach Sonnenuntergang schon ziemlich frisch wird.

Mittwoch, den 18.09.2019

Nachdem wir uns am ersten Tag ausgesperrt haben und am zweiten Tag mit halb offener Tür auf der Autobahn unterwegs waren, verläuft auch dieser Morgen nicht ohne Panne. Die Kaffeemaschine ist kaputt!! Okay, für mich als Teetrinker jetzt nicht so ein Drama. Aber für die anderen wäre das schon blöd. Nun ja, glücklicherweise stellt sich dann recht bald heraus, dass die Kaffeemaschine völlig in Ordnung ist ... nur eben einfach etwas anders funktioniert, als ein Wasserkocher. Sprich: Einfach Wasser in die Kaffeekanne füllen, unter die Maschine stellen und warten, dass das Wasser warm und vielleicht auch noch wie von Zauberhand zu Kaffee wird - hm, das funktioniert nicht so ganz ... ;-))

Nach dem Frühstück machen wir uns zu Fuß auf den Weg in den Ort. Der Weg führt durch den Wald, an der Isar entlang und an der Edelweiß-Kaserne vorbei. Zunächst fahren wir mit der Karwendelbahn, Deutschlands zweithöchster Bergbahn, hinauf auf 2244 Meter. Oben folgen wir dem knapp einstündigen Panoramaweg, der bei klarer Sicht wunderschöne Ausblicke bietet. Leider ist es bei uns sehr neblig und wolkig, sodass wir kaum etwas sehen. Und kalt ist es hier oben! Aber trotzdem schön. Als wir kurz Pause machen, kriegen wir sofort Gesellschaft von 2 Alpendohlen. Sie sind überhaupt nicht scheu und kommen sehr nah heran.

 

die Isar
die Isar

Wieder unten im Tal laufen wir zur Geisterklamm. Zwei Wanderwege führen an ihr entlang und durch den Wald sowie über eine Hängebrücke. Unterwegs erzählen Hinweistafeln die Geschichte des Klammgeistes und es gibt Stationen, wo Dinge ausprobiert und erkundet werden können. Direkt sehen tun wir den Klammgeist nicht, aber einmal haben wir den Verdacht, dass er ganz in der Nähe sein muss ... Wir nähern uns einer Station, wo man anhand von umklappbaren Holztafeln Vögel erraten soll. Es ist niemand da, trotzdem fängt auf einmal eine der Tafeln wie verrückt an zu schwingen ...!

Neben der Klamm führt ein weiterer Weg ein paar hundert Meter an einem Fluss entlang bis zu einem Wasserfall. Während die gesamte Wanderung durch die Klamm kostenlos war, muss man für die paar Meter Eintritt bezahlen ...

in der Geisterklamm
in der Geisterklamm

Donnerstag, den 19.09.2019

Heute Morgen gehen Mama und ich nochmal schnell an die Isar. Sie fließt ja direkt am Campingplatz vorbei und hier gibt es sogar Stellplätze direkt am Fluss, mit Feuerstelle davor! Das Wasser ist eisblau und erinnert mich an den Kicking Horse River in Kanada.

Dann brechen wir auf, heute soll es also bis nach Italien gehen. Unser erstes Ziel dort ist Malcesine, am Gardasee. Wahnsinn, was für ein Unterschied! In Mittenwald war schon deutlich der nahende Herbst zu spüren, hier am Gardasee holen wir die T-Shirts raus! Wir finden einen kleinen Campingplatz und laufen von da aus am See entlang in den Ort. Malcesine ist recht hübsch, mit den schmalen Gassen, mit Blumen verzierten Häusern und der alten Burg, die auf einem Felsen über dem Meer thront. Aber es sind auch sehr viele Touristen unterwegs. Zum Abendessen finden wir eine Osteria, die etwas abseits gelegen ist. Pizza bekommen wir hier allerdings nicht; eine Osteria ist ein Weinlokal, in dem kleinere regionale Speisen serviert werden.

Vor der Reise habe ich ja versucht, noch ein paar Brocken Italienisch zu lernen. Allerdings kam ich oft mit dem Spanischen durcheinander, da sich beide Sprachen doch sehr ähneln und manchmal nur die Aussprache anders ist. Richtig viel lernen konnte ich aus Zeitgründen leider nicht, aber ich hoffe, dass es zumindest mal für eine Bestellung im Restaurant reicht. Leider sprechen die Kellner hier Deutsch.

Freitag, den 20.09.2019

Heute ging unsere Reise weiter und zwar an die Ostküste, etwas unterhalb von Ancona, zum Camping Bellamare. Der Campingplatz liegt direkt am Meer und in der Nähe des Coner Regionalparks, den wir am nächsten Tag erkunden wollen. Da die Fahrt hierher recht viel Zeit in Anspruch genommen hat, verbringen wir den heutigen Abend nur mit einem kurzen Spaziergang über den Campingplatz und am Meer entlang. Der Strand wird von einem Fluss geteilt, der hier ins Meer mündet. Bei Ebbe kann man vermutlich hindurch laufen, wenn man eine geeignete Stelle findet und in Kauf nimmt, bis zu den Oberschenkeln im Wasser zu stehen. Bei Flut und Wellengang ist es dazu zu tief.

Samstag, den 21.09.2019

Da wir uns hier wie gesagt an der Ostküste befinden, und nur ein paar Meter vom Strand entfernt stehen, muss ich die Gelegenheit natürlich ausnutzen. Ich stehe früh auf und bin gegen halb sieben am Meer, um den Sonnenaufgang zu beobachten. Es sind nur ein paar Fischer unterwegs, die vom Strand aus mit Netzen in der Brandung fischen.

Als ich zurück zum Wohnmobil komme, gibt es erstmal Geschenke für Heinz, denn heute ist sein Geburtstag. Und an den wird er sich sicher noch lange erinnern, bei dem, was wir heute noch unternehmen werden ... Aber der Reihe nach. Erstmal gibt's Frühstück. Für jeden nur ein Brötchen, wie Heinz bekannt gibt, als er vom Supermarkt kommt. Als wir in die Tüte blicken, verstehen wir auch, warum: Das sind keine Brötchen, das sind halbe Brote! Verrückt, manchmal bekommt man hier diese kleinen Mini-Brötchen, die wir als Paninis kennen. Und manchmal eben sowas. Nun ja, wir nehmen die Hälfte mit für unterwegs, Wegzehrung können wir bei unserem Pensum für heute gut gebrauchen. Wir wollen den Coner Regionalpark erkunden und machen uns zu Fuß auf den Weg. Es ist strahlend blauer Himmel und schon morgens ziemlich warm. Zunächst folgen wir der Straße durch Marcelli bis in den etwas größeren Ort Numana. Dort machen wir einen Abstecher zum Hafen. Wahnsinn, was hier teilweise für Yachten liegen. Und wie blau das Wasser ist!

Kurz hinter dem Hafen folgen wir einem Pfad durch den Wald einen Berg hinauf. Unterwegs kommen wir an einem Aussichtspunkt vorbei, von wo man wieder einen tollen Blick aufs Meer hat. Überall sieht man kleine Eidechsen durchs Gestrüpp huschen.

Oben angekommen, überqueren wir eine Piazza und kommen an einer Eisdiele vorbei. Das nutzen wir natürlich aus und ich bin mächtig stolz, als ich es schaffe, ganz auf italienisch zu bestellen ;-) Hier oben habe ich das erste Mal das Gefühl, richtig in Italien angekommen zu sein. Es ist warm, die Sonne scheint, der Ort sieht genau so aus, wie man sich Italien so vorstellt. Über Sirolo laufen wir dann zum Naturpark. Zunächst ist der Weg noch breit und gibt immer wieder den Blick auf die Landschaft und das Meer frei. Überall wachsen mediterrane Pflanzen, Vögel zwitschern, Zikaden zirpen. Nach und nach wird der Weg immer schmaler, bis es irgendwann nur noch ein Pfad ist, der sich bergauf und bergab durch dichten Wald schlängelt. Der Weh scheint kein Ende zu nehmen und es wird immer wärmer. Wir sind uns nicht mehr ganz sicher, ob wir uns noch auf dem richtigen Weg befinden und Heinz ist kurz davor, umzudrehen. Doch dann - wir befinden uns inzwischen tatsächlich auf dem höchsten Punkt im Park - seine Rettung: Ein Kiosk mit kaltem Bier! Während er und Mama dort kurz eine Pause einlegen, laufen Christoph und ich noch ein Stück weiter. Wir wollen uns dann später an einer Wegkreuzung treffen. Ich bin mehr als skeptisch, ob das denn wirklich funktionieren wird und wir uns in diesem Labyrinth aus Wegen wiederfinden, aber es klappt. Wir kommen sogar zeitgleich dort an. Nun geht es die Strecke wieder hinunter und hinaus aus dem Park und über Sirolo und Numana wieder zurück. Wir sind schon ziemlich geschafft, aber es liegt noch eine ziemliche Wegstrecke vor uns. Gegen 21 Uhr kommen wir endlich wieder am Campingplatz an und gönnen uns unsere erste italienische Pizza im dortigen Restaurant, die wir uns nach 11 Stunden wandern nun auch wirkich verdient haben ...

Sonntag, den 22.09.2019

Heute haben wir wieder eine größere Strecke zu bewältigen. Es geht weiter Richtung Süden, bis nach Vieste. Der Ort liegt ebenfalls an der Adria und am Rande des Gargano Nationalparks, am Stiefelsporn sozusagen. Die Stellplätze auf dem Campingplatz liegen zum Teil unter großen Mattendächern. Zwar irgendwie dunkel und nicht so schön, aber im Hochsommer als Schattenspender sicher sehr sinnvoll. Der Platz liegt auch wieder direkt am Meer, über eine Treppe gelangt man hinunter an den Strand. Daneben gibt es auch ein Café, wo es unter anderem diese riesengroßen Croissants gibt. Sie sind mit dunkler oder weißer Schokolade gefüllt und hier ein typisches Frühstück. Wir kaufen eins als Mittagssnack und machen uns bald darauf zu Fuß auf den Weg in die Stadt. Es sind rund 5 Kilometer bis nach Vieste. Ziemlich nervig ist, dass es hier kaum Bürgersteige gibt. Wir müssen am Straßenrand entlang laufen, was vor allem auf dem Rückweg richtig gefährlich wird. Die Straße ist nicht beleuchtet und die Autos rasen hier mit ziemlich hohem Tempo entlang. Mehrmals müssen wir uns in einen Straßengraben retten.

Die Altstadt von Vieste ist sehr hübsch, mit den vielen engen Gassen und historischen Gebäuden. Zum Abendessen finden wir ein nettes Lokal, das in einer Art Kellergewölbe untergebracht ist

Montag, den 23.09.2019

Heute ging unsere Fahrt weiter nach Alberobello. Der Ort ist vor allem bekannt wegen seiner Trulli-Häuser, die zum Weltkulturerbe der UNESCO zählen. Es sind weiße Rundhäuser mit einem kegelförmigen Dach aus Kalksteinplatten, die ohne Mörtel übereinander geschichtet sind. Sie finden sich im gesamten Umland, aber eben gehäuft in dieser Stadt. Viele sind noch bewohnt, in anderen befinden sich Restaurants, Geschäfte oder Hotels. Dass es hier besonders viele Trulli-Häuser gibt, hat einen Grund: Im 17. Jahrhundert siedelten immer mehr Menschen in dieser Gegend. Um offiziell eine neue Ortschaft gründen zu dürfen, benötigte man allerdings eine Erlaubnis, die Geld kostete. Dies wollte der Graf dieser Gegend umgehen. Da sich die Trulli-Häuser schnell auf und wieder abbauen ließen, ordnete er an, dass nur noch solche Häuser gebaut werden dürfen. Wenn dann Kontrolleure durchs Land zogen, wurden die Dächer abmontiert und es mussten keine Steuern gezahlt werden, da es sich ja nicht um "richtige" Häuser und damit eine echte Siedlung handelte.

Als wir im Stadtzentrum ankommen, dämmert es bereits. Einerseits ist das natürlich schade, andererseits auch ein Glücksfall: Denn sobald es dunkel wird, wird die gesamte Trulli-Siedlung mit Lichtern angestrahlt. Sie wechseln immer wieder die Farbe, von grün und gelb zu blau und lila. Wir schlendern noch durch den Ort und zwischen den Häusern hindurch. Einerseits ist es sehr hübsch, aufgrund seiner Berühmtheit aber auch sehr voll und touristisch.

Es ist bereits stockdunkel, als wir uns auf den Rückweg machen. Wieder müssen wir eine unbeleuchtete Straße entlang, etwa 3 Kilometer. Heinz und Christoph laufen vor, Mama und ich hinterher. Plötzlich höre ich rechts von mir ein Geräusch. Ein Miauen.Ich bleibe stehen uns sehe eine noch sehr kleine Katze, die auf einer Mauer eines ziemlich verlassen aussehenden Grundstücks herumirrrt. Miauend läuft sie auf mich zu. Ich nehme sie hoch und will sie ein paar Meter weiter wieder hinter den Zaun setzen, doch sie versucht immer wieder durch die Gitterstäbe in Richtung stark befahrener Straße zu krabbeln, die direkt daneben liegt. Ich nehme sie also wieder hoch und rufe Mama zu, sie soll ein Stück Wurst oder sowas holen, dass wir sie damit füttern können und sie so vielleicht hinterm Zaun bleibt. Doch die Männer sind verschwunden und mit ihnen unsere Einkäufe. Da entdeckt Mama ein paar Meter weiter ein Haus mit Garten, wo auch andere Katzen herumlaufen und auch gefüttert zu werden scheinen. Ich setze die Kleine über den Zaun dazu und hoffe, dass sie hier keine Unbekannte ist und von den anderen Katzen, die neugierig näher kommen, nicht verjagdt wird. Doch nichts passiert und kaum setze ich sie ab, läuft sie zielstrebig zum Haus. Offensichtlich kennt sie sich hier aus.

Mama und ich laufen also weiter die Straße entlang, von den Männern fehlt nach wie vor jede Spur. Nun fängt es auch noch an zu blitzen. Als wir an einem alten Hof orbei kommen, ertönt lautes Gebell und eine Meute Hunde kommt auf und zugerast. Dummerweise ist die Mauer, die das Grundstück von der Straße trennt, nicht sehr hoch und einer der Hunde springt immer wieder darüber. Zum Glück schaffen wir es, ihn auf Abstand zu halten.

Als wir irgendwann endlich am Wohnmobil ankommen, sitzen die beiden schon davor. Vor ihnen auf dem Tisch liegt ... eine Stange Sellerie. Wo bitte kommt die her ...? "Ähm ... die hat uns so ein Mann geschenkt." Ah ja. Ganz mit der Wahrheit rausrücken wollen die beiden noch nicht. Erst später erfahren wir, dass sie unterwegs von jemandem mitgenommen und zum Campingplatz gebracht wurden. Ein Mann hatte bei ihnen gehalten und sie zuerst beschimpft, dass sie in der Dunkelheit an der Straße langlaufen würden, das sei viel zu gefährlich. Er nahm sie dann mit bis zum Campingplatz. Und schenkte ihnen eine Stange Sellerie zum Abschied.

Während wir durch Gewitter und Dunkelheit von wilden Hunden die Straße entlang gejagt wurden ...

Dienstag, den 24.09.2019

Weiter geht es heute nach Matera, der Europäischen Kulturhauptstadt 2019. Seit die Stadt vor 11.000 Jahren besiedelt wurde, ist sie durchgängig bewohnt und zählt damit zu den ältesten Städten der Welt. Die Altstadt besteht aus einer Ansammlung von rund 3.000 Höhlenwohnungen, die von Hand in den weichen Kalkstein gegraben wurden. Lange Zeit galt Matera als "Schandfleck Italiens"; bis in die 1950er Jahre hinein lebten etwa 15.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen in den Grotten. Nachdem sie in Sozialwohnungen umgesiedelt worden waren, sollten die Behausungen abgerissen werden. Doch eine Studentenvereinigung verhinderte das und damit auch das Vergessen und Verdrängen. 1993 erhielt Matera den Titel UNESCO-Weltkulturerbe und seitdem entstanden in den Höhlen, Spas, luxuriöse Unterkünfte und Restaurants.

Wir folgen einem ausgeschilderten Weg durch die Stadt, ansonsten könnte man sich in den engen Gassen schnell verlaufen. Die Höhlensiedlung grenzt direkt an die Gravina-Schlucht, durch die sich tief unten ein Bach schlängelt. Laut Reiseführer gibt es einen Wanderweg, der hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf zu einem Aussichtspunkt führt. Doch wir können keinen Weg erkennen und es ist ziemlich heiß, sodass wir auch nicht groß danach suchen.

Auf dem Rückweg zu unserem Camper gönnen wir uns noch schnell ein Eis, dann geht die Fahrt weiter Richtung Stiefelspitze. In Corigliano Calabro übernachten wir auf einem schönen Campingplatz, wieder direkt am Meer.

Mittwoch, den 25.09.2019

Bisher habe ich es noch nicht einmal geschafft, im Meer schwimmen zu gehen - das muss ich heute unbedingt nachholen, und zwar noch vor dem Frühstück. Herrlich!!

Später besuche ich noch kurz den kleinen Laden auf dem Platz, da wir noch ein paar Dinge brauchen. Das ist so unglaublich: Der Raum ist winzig, aber alle Regale bis oben hin voll gestopft mit Sachen. Hier scheint es einfach alles zu geben.

Auf diesem Platz hätten wir gut noch eine Weile bleiben können, vor allem auch wegen den Katzen ... Zwei oder drei liefen uns über den Weg, sie scheinen hierher zu gehören und waren auch total zutraulich. Vor allem eine noch recht kleine hatte es mir sehr angetan ... ;-)

Heute ist es soweit: Wir fahren nach Brancaleone, wo Heinz' ehemaliger Arbeitskollege wohnt. Da wir nicht genau wissen, ob wir mit unserem Riesengefährt bis zu sienem Haus kommen, halten wir am Straßenrand und laufen zurück zu einer Tankstelle. Angeblich soll sie dem Sohn von Domenico, dem Kollegen, gehören. Da wollen wir uns näher erkundigen. Und tatsächlich: der erste Mensch, den wir dort sehen und ansprechen, ist der Sohn!! Dumm nur, dass er kein Wort Deutsch oder Englisch spricht. Aber wir haben ein Foto von seinem Vater auf dem Handy, das wir ihm zeigen. Irgendwie macht er uns verständlich, dass wir den Camper holen und damit an der Tankstelle warten sollen. Zumindest vermuten wir, dass er uns das sagen will und liegen richtig. Er ruft seinen Vater an und der kommt wenig später angefahren. Nun muss ich dazu sagen, er wusste nicht, dass wir kommen. Es sollte eine Überraschung sein und Heinz und er haben sich seit 10 Jahren nicht gesehen. Als Domenico sieht, wer hier auf ihn wartet, flippt er fast aus und kann es nicht glauben.

Eigentlich wollte Heinz ja nur "kurz vorbeischauen" - aber natürlich wird daraus nichts und wir bleiben bis zum nächsten Tag. Wir parken mit unserem Camper vor seinem Haus und staunen nicht schlecht, was er sich hier geschaffen hat: Vor dem Haus liegt ein großer Garten, wo einfach alles zu wachsen scheint: Es gibt Orangen, Mandarinen- und Pampelmusenbäume, Pflaumen, Pepperoni und Kaktusfeigen, Zucchini und sogar Bananen und riesige Büsche Basilikum. Domenico und seine Frau machen mit der Ernte alles mögliche: Was nicht frisch verwertet wird, wird eingekocht oder getrocknet, zu Tomatensoße oder Wein verarbeitet oder eingelegt. Dementsprechend gibt es zum Abendessen nicht nur Pizza und selbstgemachten Rotwein, sondern auch eingelegtes Gemüse, Pilze, Käse und Brot. Und zum Nachtisch noch eine unglaublich leckere Kreation aus Eis und Kuchen. Das alles natürlich an einem großen Tisch auf der Terrasse, wie man es sich so typisch vorstellt.

Doch am Nachmittag packt uns Domenico erst noch in sein Auto und zeigt uns ein wenig den Ort. Es geht ziemlich steil hinauf in die Berge, wo sich eine alte Ruine befindet. Von dort oben hat man einen tollen Blick auf die Umgebung, den Ort und das angrenzende Meer. Domenico ziegt uns in der Ferne die Berge, wo er jedes Jahr Pilze sammeln geht. Danach halten wir noch kurz am Strand.

Das Wohnhaus sieht von außen recht unscheinbar aus - aber von innen ...!! Meine Güte. Überall Marmor und Fliesen und ein Badezimmer, das fast so groß ist wie meine Wohnung.

Donnerstag, den 26.09.2019

Am nächsten Morgen kräht pünktlich um 5 der Hahn, kurz darauf wachen die Sittiche auf. Im Garten befindet sich eine große Voliere mit Wellensittichen, einigen Nypmphensittichen und ein paar anderen Papageien. Sie bekommen ein großes Büschel Basilikum reingehängt - und machen sich sofort darüber her, bis kaum noch ein Blatt an den Stängeln hängt.

Bevor wir uns nach dem Frühstück wieder verabschieden, werden unsere Staufächer im Wohnmobil noch vollgepackt mit Wein, passierten und getrockneten Tomaten, Basilikum und und und ... Wir sind vollkommen überwältigt von den letzten 24 Stunden, als wir uns wieder auf die Reise machen. Und fragen uns, ob ein solcher Spontanbesuch in Deutschland wohl auch so unkompliziert und herzlich abgelaufen wäre.

Nun geht es um die Stiefelspitze herum Richtung Norden, von der Straße aus können wir Sizilien und den Ätna sehen. Anfangs hatten wir überlegt, einen Abstecher dorthin zu machen, aber das wird von der Zeit her einfach zu knapp. Zumal uns andere Deutsche, die wir abends auf einem Campingplatz treffen, erzählen, dass sie gerade von dort geflüchtet sind. Zu schwül, zu voll und zu viele Mücken.

Blick auf den Ätna
Blick auf den Ätna
Bananenblüte
Bananenblüte

Der Platz liegt direkt am Tyrrhenischen Meer. Da es noch nicht allzu spät ist, fahren wir mit dem Zug nach Tropea. Die Stadt liegt erhöht auf einem Felsen, von wo aus man tolle Ausblicke aufs Meer hat. Zum Abendessen finden wir eine hübsche und scheinbar sehr beliebte Pizzeria in einer Seitengasse. Die Pizza, die ich dort esse, gehört definitiv zu den besten des ganzen Urlaubs - und wir haben durchaus einige probiert. Hier in Italien gibt es fast überall die Vairante Marinada: einfach belegt mit Tomatensoße, Kräutern, Knoblauch- und Olivenöl - und ganz offiziell ohne Käse!

Freitag, den 27.09.2019

Heute folgen wir zu einem großen Teil der Küstenstraße weiter nach Norden. Sie zählt zu den schönsten Straßen der Welt und bietet immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer und die Dörfer. Allerdings führt sie natürlich auch immer wieder in zahlreichen Kurven durch diese hindurch - was mit einem so großen Camper schon mal brenzlich werden kann. Gerade schlängeln wir uns wieder einmal durch die engen Gassen und sagen noch: "Wenn uns jetzt ein Bus entgegen kommt ...!" Und zack, im nächsten Moment steht er auch schon vor uns. Der Fahrer bedeutet uns zu warten und einfach nichts zu tun und rangiert vor und zurück, um sich schließlich an uns vorbeizuschieben - also, Zentimeter waren das keine mehr, die dazwischen passten. Und dabei immer das Gehupe der dahinter wartenden Auto und Mopedfahrer, die sich noch dazwischen quetschen müssen.

unterwegs auf der Küstenstraße
unterwegs auf der Küstenstraße

In Pizzo wollen wir eigentlich anhalten, finden so schnell aber leider keine Möglichkeit zum Parken und sind dann auch schon wieder aus dem Ort raus. Hier wurde die berühmte trüffelähnliche Eisspezialität Tartufo erfunden. Traditionell besteht Tartufo aus Nuss- und Schokoladeneis gefüllt mit Schokoladensoße und umhüllt mit einer Mischung aus Kakao und Zucker, inzwischen gibt es aber zahlreiche Varianten. Zugegeben, es gibt sicher gesündere und kalorienärmere Leckereien - aber probiert hätte ich es doch mal ganz gerne. Glücklicherweise halten wir wenig später bei Lidl - und was gibt es da im Kühlregal?? Tartufo!! Okay, vielleicht nicht ganz so original wie in Pizzo selbst, aber immerhin.

Die Nacht verbringen wir auf einem Campingplatz in Paestum. Das antike Paestum ist eine Ruinenstadt und UNESCO-Weltkulturerbe - leider haben wir jedoch nicht die Zeit, sie zu besichtigen. Das wollen wir aber später in Pompeji nachholen.

Der Campingplatz hier liegt wieder am Meer, und zwar diesmal - logischerweise - mit Blick nach Westen. Heißt also, während ich auf der anderen Seite früh aufstehen musste um den Sonnenaufgang zu erleben, setzen wir uns hier an den Strand und bestaunen, wie die Sonne nach und nach im Meer versinkt ... Ich kann gar nicht mehr aufhören, zu fotografieren.

Als wir uns abends auf den Weg zum Waschhaus machen wollen, kommen wir mit unserem Nachbarn ins Gespräch, der im Dunkeln mit der Stirnlampe dabei ist, sein Auto zu beladen. Er ist Deutscher und mit Frau und zwei Kindern ein paar Monate im Süden unterwegs. Gerade kommen sie aus Griechenland, wo allerdings ihr Camper - kaputt gegangen ist. Nun sind sie hier gestrandet und er hat eine ziemliche Odyssee hinter sich, um den Ersatzwagen in Neapel abzuholen ... Autofahren - vor allem für Fremde - ist dort wohl ein Albtraum. Außerdem dauerte es eine Ewigkeit, bis er ein einigermaßen passendes Leihfahrzeug bekam - denn 4 Personen und das ganze Gepäck aus einem Camper packt man nicht mal so eben in einen Kleinwagen. Er schenkte uns dann noch ein Bio-Müsli und Tomatensoße, weil er dafür einfach keinen Platz mehr fand.

Samstag, den 28.09.2019

Heute fuhren wir mit den Zug nach Salerno. Die Fahrt allein war schon ein Abenteuer - die "wilde Maus" auf der Kirmes ist nichts dagegen. In Salerno ging's direkt zum Hafen, wo wir Ticket für die Fähre nach Positano kauften. Positano liegt - so wie Amalfi und dei Insel Capri - an der Amalfi-Küste. Eine Gegend die bekannt dafür ist, dass hier die Reichen und Schönen Urlaub machen. Die Fahrt entlang der malerischen Küste war schon toll, vor allem sieht das Wasser hier so ganz besonders aus - irgendwo hat es so einen silbrigen Glanz. In die Steilhänge am Ufer waren beeindruckende Häuser und Siedlungen gebaut worden.

Als wir in Positano ausstiegen, ging es praktisch direkt hinauf. Auch dieser Ort ist an bzw. in einen Steilhang gebaut worden und unzählige Treppen führen durch enge Gassen hinauf. Es ist anstrengend, aber von oben hat man immer wieder tolle Ausblicke. Auch auf die Luxusyachten, die im Hafen vor Anker liegen. Eine ist pechschwarz, bzw. je nach Sonneneinstrahlung dunkelgrau. Wem die wohl gehören mag ...? Je weiter man nach oben steigt, desto weniger Menschen begegnet man. Aber unten im Hafenbereich, wo sich Restaurants und Geschäfte befinden, ist es unglaublich voll. An das Stückchen Strand darf man nur mit einem Ticket. Und das kostet 20 EUR.

Wieder zurück in Salerno haben wir noch ein wenig Zeit und schlendern über einen Markt am Hafen. Die Buden sehen aus wie bei uns auf dem Weihnachtsmarkt. Es werden viele selbstgemachte Sachen angeboten wie Nudeln, Gebäck und sogar Bio-Honig und ich nutze die Gelegenheit und erstehe ein paar Mitbringsel.

Zurück in Paestum ist es schon recht spät, aber wir finden noch eine Pizzeria, die geöffnet hat. Direkt daneben befindet sich ein Start- und Landeplatz für Heißluftballons und es stehen sogar ein paar bereit, in denen auch Feuer gemacht wird. Das sieht schon ziemich beeindruckend aus in der Dunkelheit.

Sonntag, den 29.09.2019

Bevor es heute Morgen weitergeht, gehen wir nochmal kurz ans Meer. Denn es wird die letzte Gelegenheit auf dieser Reise sein, die nächsten Orte liegen weiter im Landesinneren.

Dann brechen wir auf und erreichen gegen Mittag Pompeji. Der Campingplatz liegt ziemlich zentral direkt neben der Ruinenstadt, aber die steht erst für morgen auf dem Programm. Heute fahren wir zunächst mit dem Bus zum Vesuv. Und auch diese Fahrt wird wieder ein Abenteuer. Zunächst geht es durch den Ort - der Bus ist übrigens ein ausrangierter Linienbus aus Deutschland - und dann in Serpentinen hinauf auf den Vulkan. Und wir merken schnell, die Hupe ist hier definitiv wichtiger als die Bremse. Kurz vor einer Kurve hupt unser Fahrer jedes Mal - oft kommt uns von oben ein Bus entgegen. Kurz vor knapp kommen wir dann gegenüber dem anderen zum stehen, die Fahrer lachen sich an und manövrieren haarscharf aneinander vorbei. Gut, dass wir hier nicht selber mit dem Camper hoch müssen.

An einem Parkplatz werden wir rausgelassen und von dort führt ein Wanderweg hinauf zum Kraterrand.

Es ist schon sehr beeindruckend, direkt am Rand eines Vulkan entlang zu laufen. Hier und da qualmt es sogar und es ziehen Nebelschwaden umher - aber alles harmloser Wasserdampf, wie einer der Guides versichert. Wir sind wirklich sehr weit oben und wenn sich die Wolken ein wenig lichten, kann man auf der anderen Seite weit hinaus ins Land und auf Neapel blicken. Etwas getrübt wird das Ganze allerdings von den Touristenmassen, die sich hier tummeln.

Der Vesuv ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland und mit einer Höhe von 1281 Metern dennoch nur noch das Überbleibsel eines deutlich größeren und älteren Vulkans. Dieser war 79 n. Chr. ausgebrochen und hatte unter anderem die Städte Pompeji und Herculaneum unter einer Staub- und Ascheschicht begraben. Der letzte Ausbruch des Vesuv erfolgte 1944, seitdem befindet sich der Vulkan in einer Ruhephase.

Montag, den 30.09.2019

Nachdem wir gestern also den Vulkan erkundet haben, der für das Drama in Pompeji verantwortlich war, besuchen wir heute die antike Stadt selbst. Durch den Ausbruch wurde die Stadt unter einer meterhohen Schicht aus Asche und Staub begraben und so praktisch konserviert. Rund 60% des Geländes sind erst freigelegt. Es ist schon sehr beeindrucken: man läuft durch eine nahezu komplette altrömische Stadt, mit den mehr oder weniger gut erhaltenen Ruinen der Wohnhäuser, Thermen, Geschäfte und Tempel. Auf den Straßen sind noch die Reifenspuren der Wagen zu sehen, die sich in den Stein gegraben haben. Es gibt sogar ein Kolloseum.

Die Stadt ist riesig und obwohl wir uns mehrere Stunden dort aufhalten, schaffen wir nicht alles. Es ist super interessant, das alles anzuschauen, aber leider befinden sich so gut wie keine Erklärungen an den Gebäuden. Hier wäre es wirklich sinnvoll gewesen, an einer Führung teilzunehmen oder sich ein Buch mit Infos zu besorgen. Denn so können wir nur vermuten, um was es sich bei den einzlenen Häusern und Einrichtungen handelt.

Interessant sind auch die Gipsabdrücke, die von den Verstorbenen angefertigt wurden. Bei dem Ausbruch starben die Menschen durch herabstürzende Gesteinsbrocken oder Schwefelvergiftungen oder sie wurden unter der Ascheschicht oder unter Glutlawinen bergaben. Unter diesen Schichten waren die Körper eingeschlossen und verfielen mit der Zeit. Forscher haben diese so enstandenen Leerräume mit Gips ausgegossen und so Körper geschaffen, die sich genau so darstellen, wie sie eben bei ihrem Tod da lagen ... Sie konnten sogar noch feststellen, ob es sich dabei um Sklaven, Männer oder Frauen, Junge oder Alte handelte.

Gegen Mittag machen wir uns wieder auf den Weg, weiter Richtung Norden. Wir übernachten auf einem Campingplatz ganz in der Nähe von Rom - wobei wir mit unserem Camper nicht direkt nach Rom hineinfahren. Hätten wir noch etwas mehr Zeit, hätten wir von dort aus mit Bus und Bahn hinfahren können - leider bleiben wir aber nur eine Nacht auf dem Platz. Wobei der Platz schon mega ist. Er ist ganz neu und noch nichtmal ganz fertig gestellt. Es gibt Stellplätze unter Bäumen, zwei Schwimmbäder, Hütten, die man mieten kann usw. Die sanitären Anlagen sind der Wahnsinn: Es gibt einen extra Bereich für Kinder, mit Waschbecken, Duschen und Toiletten in mini-Größe!

Dienstag, den 01.10.2019

Heute wollen wir bis zum Lago Trasimeno, dem Trasimenischen See. Vorher halten wir aber noch in Orvieto. Mama hatte einen Artikel darüber in einer Zeitschrift gelesen und es hörte sich sehr gut an. Orvieto liegt in Umbrien und die komplette Altstadt wurde auf einem Felsplateau aus Tuffstein errichtet. Am Rand des Plateaus hat man schöne Ausblicke auf die Umgebung. Die Altstadt selber ist ebenfalls sehr hübsch, sie besteht aus vielen schmalen verwinkelten Gassen. Im Gegensatz zu den anderen Orten, die wir bisher besucht haben, ist es hier recht ruhig und beschaulich, es sind kaum Touristen unterwegs. Die meisten tummlen sich auf der Piazza vor dem Dom. Er sieht schon von außen sehr beeindruckend aus, mit der Schwarz-Weiß-Schichtung und den funkelnden, goldverzierten Gemälden. Auch im Innern ist alles prunkvoll verziert, mit zahlreichen Fresken an den Decken und Wänden.

Wir machen einen Rundgang durch die Stadt, gönnen uns ein Eis in einem kleinen Café und erstehen noch ein paar Mitbringsel in einem noch kleineren Laden mit regionalen Spezialitäten. Dann geht es weiter nach Pasignano, unserem Ziel für heute am Trasimenischen See.

Der Lago Trasimeno war ein Tipp von jemandem, der schon häufig in Italien war und für den der See und die Umgebung zu den Highlitghts dort zählt. Vielleicht haben wir einfach die falsche Ecke besucht ... wir sind jedenfalls nicht ganz so begeistert. Zum Campingplatz gehört ein kleiner Badestrand - doch nachdem wir die ganzen toten Fische und den Müll gesehen haben, der ein paar hundert Meter weiter im Hafenbecken schwimmt, verkneifen wir uns ein Bad. Wir laufen ein Stück am See entlang, aber so richtig umhauen tut er uns nicht. Immerhin entdecken wir die angeblich größte Bratpfanne der Welt, in der tatsächlich jedes Jahr zum Pfannen-Fest Fisch gebraten wird.

Auf dem Rückweg besuchen wir kurz die Altstadt. Sie ist etwas höher gelegen und besteht aus vielen verwinkelten Gassen und Treppen. Hier ist es doch recht hübsch, es sieht aus wie in einer typischen Mittelalterstadt.

Mittwoch, den 02.10.2019

Unser Ziel für heute ist noch einmal der Gardasee, allerdings besuchen wir diesmal einen anderen Ort als auf der Hinreise. Es geht nach Sirmione, auf einer Landzunge an der Südspitze gelegen. Sirmione gilt als schönster Ort am Gardasee.

Vom Campingplatz aus laufen wir am See entlang in die Stadt. Das Wasser ist hier ganz klar, sie Sonne scheint, es ist warm ... sofort kommt eine andere Stimmung auf als am Lago Trasimeno. Auch Sirmione an sich ist wirklich hübsch. Am Eingang befindet sich eine sandfarbene Burg und eine Brücke fürhrt über das grünlich schimmernde Wasser ins Zentrum. Entlang der Fußgängerzonen gibt es zahlreiche kleine Geschäfte und Restaurants und immer wieder tolle Ausblicke auf den See. Und: Es reiht sich praktisch eine Eisdiele an die nächste, die sich selbst immer wieder zu übertreffen versuchen. Es gibt unglaublich viele Eissorten und sogar vegane Varianten und selbst die Waffeln sind mit Schokolade und Streuseln dekoriert ... Wir können nicht anders. Auch wenn wir heute Abend noch Pizza essen wollen, müssen wir die Chance einfach nochmal nutzen :-)

Donnerstag, den 03.10.2019

Oh man, was eine Umstellung. Heute Morgen fahren wir bei 25 Grad und Sonnenschein am Gardasee los - und kommen gegen Abend bei 9 Grad und Regen am Tegernsee an. An sich sind 9 Grad ja nicht so übermäßig kalt, aber wenn man 3 Wochen Sommer hatte und dann in so ein Wetter kommt ... Allerdings sind die Landschaft und auch der Campingplatz sehr schön und wir machen trotzdem noch einen kurzen Spaziergang. Als wir abends im Wohnmobil sitzen dann die Katastrophe: die Heizung funktioniert nicht! Da brauchen wir sie in den 3 Wochen einmal, und sie streikt! Wir wälzen die zahlreichen Anleitungen, können jedoch keine Lösung für das Problem entdecken. Es bleibt die ganze Nacht über kalt.

Freitag, den 04.10.2019

Heute Morgen kommt Heinz dann plötzlich ein Geistesblitz - und die Heizung springt an! Der Trick war, sie erst ganz aus und dann die Temperatur einzustellen ...

Leider soll das Wetter auch heute wieder regnerisch sein, doch noch ist es trocken. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg zur Talstation der Wallbergbahn und fahren mit der Gondel hinauf auf den 1.722 Meter hohen Berg. Diesmal kommt sogar Heinz mit - allerdings sitzt er in der Gondel mit Blick bergauf und dreht sich kein einziges Mal um. Von oben hat man einen großartigen Ausblick auf die umgebende Landschaft, die Bergwelt und auf den Tergensee im Tal. Wir laufen ein Stück umher, dann trennen wir uns. Während Mama und Heinz den etwa zweistündigen Fußweg hinab in den Ort nehmen und noch zum See wollen, nehmen Christoph und ich noch einen Wanderweg hier oben in Angriff. Er nennt sich "Alpenlehrpfad" und ist laut Karte ein Rundweg. Hört sich ja recht harmlos an, denken wir, und ziehen frohen Mutes los. Doch was uns dnan erwartet ist eine der schwierigsten Wanderungen, die ich bisher gemacht habe - und ich hab ja durchaus schon einige gemacht. Zunächst geht es über eine Wiese in steiler Hanglage. Der Pfad ist extrem matschig und rutschig wegen des Regens - und dem Almabtrieb, der hier vor kurzem stattgefunden hat. Ich krieche mehr auf allen Vieren den Hang entlang als dass ich laufe und muss dabei aufpassen, nicht in einen der zahlreichen Kuhfladen zu treten. Dann geht es über Geröll und Felsen bergauf und schließlich durch einen Wald, genau auf einem Grat entlang. Links und rechts geht es steil bergab. Wir fragen uns, ob wir hier wohl noch richtig sind, denn laut Karte sollte der Weg längst eine Biegung machen. Da wir aber hin und wieder tatsächlich Infotafeln entdecken wie eben bei einem Lehrpfad üblich, sind wir wohl richtig. Uns kommen zwei Frauen mit Wanderstöcken entgegen, die den Weg auch laufen wollten. Allerdings sind sie wieder umgedreht, weil es ihnen zu schwierig ist. Sie schauen uns ungläubig an als sie erkennen, dass wir ohne Stöcke und richtige Ausrüstung unterwegs sind. Als wir aus dem Wald herauskommen, geht es weiter den Grat entlang bergauf, über Felsen. Hier müssen wir wirklich ziemlich aufpassen und uns von einem Stück zum nächsten hangeln. Noch immer gibt es keine Abzeigung und der Weg scheint direkt auf den Berggipfel vor uns zu führen ... Ausgerechnet hier schlägt nun auch das Wetter um, es fängt an zu stürmen und zu schneien und man sieht kaum noch was. Verdammt, was sollen wir machen? Wenn hier wirklich keine Abzweigung mehr kommt? Sollen wir umdrehen und den gleichen Weg zurück? Aber DIESEN Weg nochmal gehen, vor allem jetzt auch noch runter und wo alles nass und rutschig ist vom Schnee ...? Wir laufen noch ein Stück weiter und kommen an ein Schild: Noch 10 Minuten bis zum Gipfel! Normalerweise bin ich ja für jedes Abenteuer zu haben. Aber das hier ist mir eindeutig eine Nummer zu groß. Die ganzen Felsen sind rutschig und bei dem Wetter würde man von oben eh nichts sehen. Also drehen wir um. Und klettern den ganzen Weg wieder zurück. Nach und nach verwandelt sich der Schnee in Regen. Wir sind bereits durchweicht und ich hoffe einfach nur, dass wir diesen Weg heil hinter uns bringen. Obwohl die Berglandschaft drumherum wirklich traumhaft ist. Als wir rund 4 Stunden, nachdem wir uns getrennt hatten, wieder an unserem Ausgangspunkt stehen, müssen wir uns entscheiden: Wir haben 16:40 Uhr. Um 17 Uhr fährt die letzte Gondel nach unten. Von dem Punkt, wo wir gerade stehen, bis hinauf zur Station, sind es laut Plan genau 20 Minuten. Allerdings geht es steil bergauf und wir befürchten, dass wir zu spät oben ankommen und den Weg umsonst gelaufen sein werden. Also brechen wir direkt auf und laufen den Fußweg hinunter. Jetzt kann ich definitv bestätigen: Bergauf ist nicht immer anstrengener als bergab! Es geht in Serpentinen hinunter und da es zum einen noch immer regnet und wir zum anderen den Wohnmobilschlüssel bei uns haben - Mama und Heinz demnach nicht rein kommen und wir schon viel zu spät dran sind - geht es im Laufschritt bergab. Wie gesagt, normalerweise benötigt man für den Weg mindestens 2 Stunden. Wir sind nach 1 Stunde und 10 Minuten unten. Die Belohnung: extremer Muskelkater in den nächsten Tagen ...

Nun müssen wir noch 45 Minuten durchs Dorf bis zum Campingplatz. Wie sehr man sich doch nach einem solchen Tag über eine einfache heiße Dusche freut! Danach gehen wir in der Gaststätte auf dem Platz essen. Mit uns am Tisch sitzt ein älterer Mann, der allein von Göttingen mit dem Flixbus hierher gereist ist. Er schläft in einem kleinen Zelt ... bei dem Wetter! Er war früher bei der Schifffahrt und hat schon viel von der Welt gesehen. Sein großer Traum ist es noch, einmal mit dem Jeep durchs australische Outback zu fahren. Er sagt, er möchte nicht eines Tages im Krankenhaus sterben. Sondern noch was sehen und erleben. Er ist sehr interessiert an unseren Reisen nach Neuseeland und Kanada und wir laden ihn ein, am nächsten Morgen zum Frühstück zu uns zu kommen. Damit er nicht in seinem klammen Zelt hocken muss.

Samstag, den 05.10.2019

Da ich es gestern nicht mehr zum See geschafft habe und heute eine lange Fahrt bis nach Hause ansteht, stehe ich früh auf und laufe trotz Regen hin. So ist beim Frühstück auch etwas mehr Platz, wenn unser Besucher kommt.

Die Luft ist herrlich frisch und es ist kaum ein Mensch unterwegs. Als ich am Seeufer ankomme, hört es auf zu regnen und die Sicht wird ein bisschen besser. Ich bin froh, den kleinen Spaziergang noch unternommen und den See wenigstens einmal aus der Nähe gesehen zu haben.

Auch Deutschland hat so viele schöne Orte, eigentlich muss man gar nicht so weit fahren. Auch hier gibt es so viel zu entdecken, vom Meer bis zu den Bergen ... Von mir aus wäre ich wohl auch nicht darauf gekommen, eine Rundreise durch Italien zu unternehmen, aber trotzdem bis ich froh, die Gelegenheit gehabt zu haben und so viele interessante Orte besuchen zu können.